China tut sich mit so manchem Plagiat hervor, wobei der Chef von Daimler sogar behauptet, dies sei eine Form der Verehrung und gehöre zur Kultur. Doch irgendwann hört der Spaß auf, dachte sich wohl BMW, als es um das Plagiat des X5 ging. Spätestens bei der Sicherheit ist Schluss mit den Nachahmermodellen, denn deren schlechte Publicity färbt schließlich auch auf die Originale ab. Gegen den China CEO hat BMW auf jeden Fall einen klaren Sieg errungen.
China CEO: Vertrieb verboten
Der China CEO ist praktisch ein Klon des X5 von BMW. Mit dem Urteil aus dem Jahr 2008 musste der chinesische Hersteller des Plagiatfahrzeugs den Vertrieb in Deutschland erst einmal einstellen. Das Modell wurde von Shuanghuan produziert und vertrieben, damit seien aber laut Landesgericht München I die Rechte des Fahrzeugherstellers BMW verletzt worden. Nachdem das Urteil in erster Instanz ergangen war, war es jedoch erst einmal noch nicht rechtskräftig. So blieb zu erwarten, dass bezügliche des Vertriebs des China CEO Einspruch gegen das Urteil eingelegt werden würde – was dann auch der Fall war.
Für Händler bedeutete das Urteil, dass sie den China CEO zurückgeben konnten, wenn sie ihn bis dahin nicht verkauft hatten. Der Verkauf an Privatkunden und Händler sollte nicht mehr möglich sein.
Schon im September 2007 hatte BMW die ersten rechtlichen Schritte eingeleitet und war damit direkt an den Importeur des China CEO herangetreten. Anfangs wurde die Ähnlichkeit mit dem X5 allerdings durch den Geschäftsführer der China Automobile Deutschland noch bestritten – obwohl sie für jeden offensichtlich war. Doch dieser rechtliche Kniff sollte nicht helfen.
BMW verliert?
Anfang 2009 sah es dann so aus, als würde BMW den Prozess verlieren und müssten den China CEO als direkte Konkurrenz zum X5 weiterhin hinnehmen. Die italienischen Vertriebspartner des CEO drohten BMW sogar mit einer immensen Schadensersatzklage. Doch in zweiter Instanz wurde entscheiden, dass der chinesische Importeur seine Fahrzeuge nicht mehr verkaufen durfte. Umgekehrt musste er nun sogar Schadensersatz leisten.
Das Urteil aus erster Instanz wurde durch das Oberlandesgericht München bestätigt. Die betreffenden Fahrzeuge des China CEO – die eben doch allzu große Ähnlichkeit mit dem X5 aufwiesen – mussten vernichtet werden. Die Schadensersatzpflicht des chinesischen Importeurs wurde sogar schon im ersten Urteil von 2008 festgestellt.
Doch das Plagiat des X5 befindet sich in guter Gesellschaft: Der chinesische Hersteller bietet ausschließlich Autos, die den Originalen ähnlich sehen, wobei sich die Ähnlichkeit nicht auf einige wenige Punkte beschränkt, sondern schon fast als Kopie durchgehen kann. Ein weiteres Modell, das umstritten ist, ähnelt dem Toyota RAV4.
Chinakracher oder Knallbonbon?
Der China CEO ist als Plagiat ein haarsträubendes Beispiel von optischer Ähnlichkeit und innerlichen Werten, die konsequent vernachlässigt worden sind. Denn der Test zum China CEO hat ergeben, dass es sich hier um ein schönes Auto handelt, welches nach dem Motto „Außen hui, innen pfui“ hergestellt worden ist. Die Tester mussten schon fast Leidensfähigkeit präsentieren, als sie sich dem Langzeittest stellten. Kein Vergleich zum originalen X5 von BMW!
Der Langzeittest fand sowohl auf Langstrecken als auch im dichten Stadtverkehr statt. Dass die Materialien überhaupt keine gute Qualität besaßen, konnten sie bis dahin wunderbar unter Beweis stellen. Schon allein der Geruch im Inneren des Autos zeugt von dem verwendeten billigen Kunststoff, der in etwas das Niveau einer Plastikgabel haben dürfte.
Auch die Antriebseinheit konnte so gar nicht mit dem Originalfahrzeug mithalten. Der Benzinmotor mit 125 PS war total überfordert, das Fünfgang-Getriebe setzte zu lang über und schon leichte Steigungen mussten im dritten Gang absolviert werden, damit das Fahrzeug nicht absäuft. Interessant dabei ist, dass der China CEO hier auf die Technik des alten Mitsubishi Pajero setzte, der schon 1990 vom Band rollte. Diese Uralttechnik kann mit modernen Anforderungen einfach nicht mehr mithalten. Auch andere Fakten sprachen nicht gerade für das Plagiat: Die Lenkung hatte zu viele Spiel, die Hinterachse war instabil und der Wagen schwankte ab einem Tempo von ungefähr 120 km/h so stark, dass zwei Fahrspuren reserviert werden mussten.
Doch nicht in jedem Fall war das Plagiat so billig wie angenommen: Die Bremsscheiben konnten gern mal auf 700 Euro kommen, denn hier mussten original chinesische Teile verbaut werden. Die Ersatzteile anderer Marken passten nicht und so musste die Order in China erfolgen. Hätte die Bremsanlage nach ungefähr vier Jahren komplett instand gesetzt werden müssen, hätte dies an die 7.500 Euro gekostet – ein utopischer Preis, den nicht einmal das deutsche Original von BMW bieten konnte.
Die per Gerichtsurteil angeordnete Verschrottung war demnach die einzig logische Schlussfolgerung für das wohl schlechteste Auto, welches jemals getestet worden ist. Mit keinem einzigen Punkt konnte das Fahrzeug positiv auffallen und gewann damit ein Alleinstellungsmerkmal der besonderen Art.
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