Darauf sollten Broker mit einem Sitz im Ausland achten

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Viele Broker haben ihren Sitz im Ausland. Auch für Trader können die ausländischen Broker attraktiv sein. Es gibt jedoch hier einige Strukturen, die beachtet werden müssen – dies betrifft ganz besonders die Versteuerung und die anfallenden Gebühren.

Welche Vorteile hat ein Depot im Ausland?

Besonders die Trader haben einige Vorteile, wenn sie sich für eine Geschäftsbeziehung mit einem ausländischen Broker entscheiden. Dazu zählen auch die geringeren Ordergebühren. Diese Gebühren fallen niedriger aus als die Gebühren bei den ansässigen Börsenmarktplätzen „vor Ort“. Dies liegt daran, dass viele ausländische Broker an der US-Börse sind und dort weitaus niedrigere Gebühren gesetzt werden als bei deutschen Brokern.

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Eine Frage der Steuern

Grundsätzlich gilt: Steuern müssen überall abgeführt werden – egal, ob dies in Deutschland oder im Ausland geschieht. Dennoch kann sich ein Broker im Ausland positiv bemerkbar machen, da er nicht an die deutsche Gesetzgebung für Steuern gebunden ist. Für das ausländische Depot zählen einzig und allein die Bestimmungen des jeweiligen Landes, von dem aus er handelt. Die erzielten Renditen werden hierbei nicht vom eigenen Konto abgebucht – es ist dennoch notwendig, die Steuern ordnungsgemäß abzuführen.

Hier sind Broker und Anleger beidseitig in der Pflicht. Der Anleger hat die Aufgabe, von dem ausländischen Broker alle relevanten Informationen zu den Steuerfragen einzuholen und die erzielten Renditen in Deutschland dem Finanzamt zu melden. Dies erfolgt üblicherweise in der Einkommenssteuererklärung. Der anfallende Steuersatz beträgt hier 25 %, plus einen eventuellen Zuschlag der Kirchensteuer sowie den Solidaritätszuschlag.

Neben den Anlegern sind auch ausländische Broker in der Pflicht, die Einnahmen zum Jahresende anzugeben. Da es sich dann um eine doppelte Besteuerung handelt, sollte eine Erstattung der Steuern geltend gemacht werden. Es ist wichtig, die Verluste hierbei einzubeziehen, denn diese lassen sich mit den erzielten Renditen verrechnen. Es lohnt sich, alle Einnahmen ehrlich und transparent darzulegen. Die Finanzaufsichten der EU-Staaten sind gut miteinander vernetzt und verfügen über einen automatischen Austausch an Informationen und Abgleichen. Sollte das Steuersystem doch einmal unüberschaubar werden, so hilft ein Steuerberater dem Anleger dabei, den Überblick über die anfallenden Steuern nicht zu verlieren.

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Ein Broker im Ausland benötigt eine spezielle Handelslizenz

Ohne die entsprechende Handelslizenz darf ein Broker im Ausland keine Geschäfte machen. Es greift hierfür das bestehende Recht des Vertriebsstaates, als auch das Recht des Sitzungsstaates. Um als Broker im Ausland zugelassen zu werden, muss eine fachliche und persönliche Eignung vorliegen. Ebenfalls ist ein Anfangskapital im Wert von 125 000 Euro vorgesehen.

Zum Gerichtsstand für ausländische Broker

Sitzt der zuständige Broker eines Anlegers innerhalb der EU-Mitgliedsstaaten, so kann dieser ihn in bestimmten Fällen anklagen. Besteht ein Vertrag zwischen dem ausländischen Broker und dem deutschen Anleger, so ist dieser nach dem geltenden deutschen Recht zu beurteilen. Dies ist besonders im Falle einer „vorsätzlichen sittenwidrigen Schädigung“ vorgesehen. Der Bundesgerichtshof urteilte dabei auf der Grundlage eines Falls, in dem ein ausländischer Broker für seinen Berater haftet, der einen Zugang zu dessen Konten an der Londoner Börse besaß und missbräuchlich gegenüber Kunden handelte.

Der Broker steht bei einer solchen Art von Vertragsverhältnis in der Pflicht, die Gebühren und Spesen des Vermittlers auf deren Rechtschaffenheit und Richtigkeit zu prüfen. Dem Vermittler steht es nicht zu, die Transaktionsgebühren für den anfallenden Online-Handel zu bestimmen. Ein Geschäftsmodell gilt dann als sittenwidrig, da der zuständige Broker in einem solchen Fall sehr leichtfertig handelt und die Schädigung von Anlegern billigend in Kauf nimmt.

Für Anleger ist dieses Urteil eine gute Grundlage, um sich von ausländischen Brokern in rechtsspezifischen Fragen nicht verunsichern zu lassen. Für einige Broker bedeutet das Urteil ein mögliches Umdenken im Umgang mit den Anlegern. Sie müssen sich streng an die Richtlinien halten, Transaktionen laufend überprüfen und stets transparente Gebühren und Geschäftsabläufe gewährleisten.

Anbieter sollten sich vor der Auswahl eines geeigneten Brokers über die unterschiedlichen Broker im Ausland informieren.( #01)

Anbieter sollten sich vor der Auswahl eines geeigneten Brokers über die unterschiedlichen Broker im Ausland informieren.( #01)

Wie erkennen Anleger einen unseriösen Broker aus dem Ausland?

Anbieter sollten sich vor der Auswahl eines geeigneten Brokers über die unterschiedlichen Broker im Ausland informieren. Brokervergleich.net ist ein informatives Vergleichsportal, das zahlreiche Broker aus dem Ausland miteinander vergleicht. Für Anleger, die ein wenig Gespür und Vorwissen mitbringen, ist ein unseriöser Broker recht schnell erkennbar. Ein seriöser Broker erklärt sich mit den Regulationen auf Seiten der EU einverstanden und unterliegt den geltenden Gesetzen.

Darüber hinaus sollte der Broker auch im Ausland über einen transparenten und serösen Internetauftritt verfügen. Die Bewertungen anderer Kunden lassen ebenfalls Schlüsse zu, ob es sich um einen ernstzunehmenden Broker handelt oder nicht. Ein weiteres trügerisches Zeichen sind die komplizierten Zahlungsmodalitäten. Seriöse Broker im Ausland gewährleisten Transparenz und einem reibungslosen Geldfluss.

Seriöse Anbieter sind für Ihre Kunden immer erreichbar und beantworten alle auftretenden Fragen. Im Falle von Brokern, die ihren Sitz im Ausland haben, ist dies von besonderer Bedeutung. Die Region des Brokers ist ebenfalls nicht unerheblich für den Anleger, denn einige Regionen gelten als nicht sicher und werden nicht durch die europäischen Finanzbehörden reguliert.

Grundsätzlich ist zur Vorsicht aufgerufen, wenn es sich bei den Online Brokern um Broker handelt, die in Zypern oder auf den Cayman Inseln verweilen – während Broker, die ihren Sitz in Großbritannien haben, als seriös gelten, da sie von der britischen Finanzbehörde beaufsichtigt werden, welche ähnlich hohe Anforderungen an die Broker stellt wie die deutschen Behörden.

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Wichtige ausländische Depots und deren Kosten

Zu den wichtigsten Brokern, die ihren Sitz im Ausland haben, zählen Flatex, Degiro, Lynx und Interactive Brokers. Flatex war ursprünglich nur in Deutschland beheimatet, eröffnete jedoch eine neue Niederlassung in Österreich. Besonders für Kunden, die bereits eine Verbindung nach Österreich haben und günstig zur Börse in Wien gelangen möchten, ist der Anbieter lukrativ. Flatex ermöglicht eine kostenlose Depotführung und bietet Handelsplätze in Österreich, USA, Kanada, Frankreich, Italien, Belgien, Portugal, Niederlande, Schweiz und anderen Ländern an. Neuen Kunden bietet dieser Anbieter in zeitlich begrenzten Aktionsspannen fünf kostenlose Trades für den außerbörslichen Direkthandel an. Der Anbieter ist dabei gut vernetzt: Anlegern ist es möglich, ihren Handel über das Smartphone oder via Tablet abzuwickeln.

Degiro sitzt in den Niederlanden und ist ebenso ein günstiger Broker mit einem Sitz im Ausland. Er wirbt damit, privaten Anlegern die für den Großhandel üblichen Preise bereitzustellen. Neben den günstigen Preisen profitieren Kunden von der internationalen Vernetzung von Degiro, denn dieser Broker ist an vielen europäischen und weltweiten Börsen aus insgesamt 18 Ländern vertreten. Die Digitalisierung ist sogleich ein Faktor, den sich Degiro ebenfalls zu eigen macht: Der Broker führt dieses Jahr eine Reihe von neuartigen Tools ein und punktet bei Anlegern mit einer eigens entwickelten Software.

Der 2007 gegründete Online-Broker Lynx ist bei aktiven Anlegern und Tradern, die am Tag aktiv sind, sehr beliebt. Seit 2008 offeriert der Anbieter seine Leistungen auch den Anlegern in Deutschland. Trader haben bei Lynx ein kostenloses Depot, zahlen für Teilausführungen keine Gebühren und können außerdem ihre Limits kostenfrei löschen, ändern oder erteilen. Insgesamt erhebt der Anbieter sehr niedrige Gebühren und führt keine Abgeltungssteuer ab. Tagtrader und Investoren werden auch an dem Broker Interactive Brokers nicht vorbeikommen.

Dieser ermöglicht den Tradern, weltweit an über 70 Märkten mit nur einem Konto zu handeln und die von Interactive Brokers entwickelte Handelssoftware „Trader Workstation“ zu nutzen. Da die Verwaltung der Konten im englischen Raum erfolgt, führt Interactive Brokers keine Abgeltungssteuer ab. Ein weiterer Vorteil für Anleger liegt in der Kundenbetreuung. Falls Trader Fragen zu ihrem Konto haben, können sich diese an die zuständige Kundenbetreuung in der Schweiz wenden. Das Depot ist, wie bei den anderen genannten ausländischen Brokern auch, ebenfalls kostenfrei.


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