EM 2024 in Deutschland: Auf Kosten der Steuerzahler

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Können Sie sich vorstellen, wie es wäre, keine Steuern zahlen zu müssen? Was einem einfachen Bürger nie passieren wird, soll nun aber der UEFA beschert werden.

Steuerverzicht als Belohnung

Findet die Europameisterschaft im Fußball in 2024 in Deutschland statt? Als kleinen Anreiz, sich ein wenig mehr anzustrengen, hat die Regierung der UEFA einen Bonus in Aussicht gestellt. Diese müsse keine Einkommens- und Körperschaftssteuern zahlen, wenn sie die EM nach Deutschland holen würden! Das ist mal eine Belohnung, die sich tatsächlich bemerkbar machen dürfte, denn die Regierung würde damit auf einige Tausend Euro verzichten – wenn das überhaupt reicht.

Der Grund dafür: Es dürfe auf die Erhebung von Steuern verzichtet werden, wenn ein „besonderes öffentliches Interesse“ vorliege. Sicherlich ist die EM im öffentlichen Interesse, doch ob sich selbiges auch darauf bezieht, dass die UEFA keine Steuern zahlen muss? Denn das Interesse liegt schließlich auf dem Sport und nicht auf dem Steuerverzicht. Was sollte denn der normale Bürger davon halten, wenn ein solcher Verein wie die UEFA keine Steuern zahlen muss!

Video: EM-Bewerbung: Städte unterwerfen sich UEFA | Panorama 3 | NDR

Große Koalition wirbt um die UEFA

Gegenüber dem FOCUS wurde bestätigt, dass eine Steuerbefreiung für die UEFA angedacht sei, diesbezügliche äußerte sich Stephan Mayer, seines Zeichens nach Parlamentarischer Staatssekretär des Innenministeriums. Das Bundesfinanzministerium bestätigte, dass es eine Möglichkeit gäbe, eine Steuerbefreiung zu erreichen. Eine solche sei nur in Ausnahmefällen möglich und mit der oben bereits genannten Begründung des öffentlichen Interesses. Solche bestünden wohl auch, wenn es um die Ausrichtung eines Wettbewerbs ginge, der internationale Ausmaße bzw. eine weltweite Bedeutung hätte.

Mit Deutschland geht die Türkei ins Rennen um die Ausrichtung der Europameisterschaft. Die UEFA soll nun mit diesem Angebot durch die Große Koalition dazu angeregt werden, sich ein wenig mehr zu bemühen. Die Steuerbefreiung soll sogar schriftlich zugesichert werden.

Damit verzichtet der Staat auf einen großen Teil seiner Einnahmen, die nun einmal aus den Steuern stammen. Solche werden allgemein durch Sport und Glücksspiele in großer Menge vereinnahmt, wie auch auf https://www.sportwetten.net zu erfahren ist. Auch wenn die Glücksspiele und Wetten direkt mit dem Fußball und anderen Sportarten verknüpft sind, so ist der Austragungsort für die Online-Buchmacher doch weniger interessant.

Vielmehr geht die FDP rein sachlich an das Problem heran und sieht den normalen Bürger, der keine Möglichkeit zur Steuererleichterung hat. (#01)

Vielmehr geht die FDP rein sachlich an das Problem heran und sieht den normalen Bürger, der keine Möglichkeit zur Steuererleichterung hat. (#01)

Kritik von den Parteien

Die Steuererleichterungen für die UEFA werden allerdings scharf kritisiert. Vor allem die FDP steht dieser als Gegner gegenüber, denn sie sieht die Steuerbefreiung keineswegs als „zweites Konjunkturprogramm“, wie sie durch Fritz Güntzler (Abgeordneter im Bundestag und Finanzexperte) bezeichnet wird. Vielmehr geht die FDP rein sachlich an das Problem heran und sieht den normalen Bürger, der keine Möglichkeit zur Steuererleichterung hat. Die eigentlich finanziell gut gestellte UEFA soll nun keine Steuern zahlen müssen, der arme Bürger aber schon?

Ein wenig mutet die Diskussion wie im Wahlkampf an, bei dem eine Partei der anderen den Schwarzen Peter zuschiebt. In dem Zuge wird nämlich auch darauf hingewiesen, dass die Regierung gern gegen Steueroasen auf der ganzen Welt wettern würde, dennoch die UEFA zu einer ganz eigenen Oase mache. Nun wird der Großen Koalition ein peinliches Verhalten vorgeworfen.

Welchen Namen auch immer jemand dafür wählt, es wird nicht besser und die Bürger bekommen mehr und mehr den Eindruck, dass die Regierung nur die Reichen unterstützt. (#02)

Welchen Namen auch immer jemand dafür wählt, es wird nicht besser und die Bürger bekommen mehr und mehr den Eindruck, dass die Regierung nur die Reichen unterstützt. (#02)

Es gibt viele Familien …

… aber nur eine UEFA! Und hierzu gehören die UEFA-Mitglieder und die Regierung unseres Landes. So wurde jüngst im Netz diskutiert, als es um verschiedene Arten von Familien ging. Dabei wird interessanterweise die UEFA in einem Atemzug mit der Mafia genannt, denn scheinbar handelt es sich auch hier um ein Geklüngel. Dies lassen zumindest die derzeitigen Diskussionen um die Steuererleichterungen befürchten, die der UEFA versprochen werden. Oder handelt es sich um eine Art Bestechung?

Welchen Namen auch immer jemand dafür wählt, es wird nicht besser und die Bürger bekommen mehr und mehr den Eindruck, dass die Regierung nur die Reichen unterstützt. Dabei kommen ohnehin schon hohe Kosten auf Deutschland und die Länder bzw. Städte zu, wenn die EM in 2024 hierher kommt. Im einen Ort muss das Stadion von Grund auf erneuert werden, woanders wird gar ein gänzlich neues Stadion gebaut. Dazu kommt, dass der Gastgeber natürlich zahlt: Hotelzimmer und Bewirtung für die Gäste von außerhalb, die eben nicht nur durch die Fußballer dargestellt werden, sondern auch durch die Berühmtheiten und Politiker der teilnehmenden Länder, die hier gern zu Gast sein wollen.

Sie alle bekommen Sonderrechte zugestanden, die dem Land Geld kosten. Und dann sollen auch noch Steuererleichterungen für ohnehin schon reiche Vereine zu weiteren Einbußen führen? Verständlich, dass das nicht unbedingt auf Wohlwollen stößt und der Regierung ein Geklüngel mit der UEFA unterstellt wird.

Video: Die Stadien für die EM-Bewerbung 2024

Wer profitiert?

Stellen wir doch einmal einige Mitglieder aus der UEFA-Familie vor, die durch die Erleichterungen noch profitieren würden:

  • Hryhorii Surkis (Vizepräsident der UEFA, darf wegen Korruption nicht mehr in die USA einreisen)
  • Marios Lefkartis (Mitglied des Exekutivkomitees, hat Land für 32 Millionen Euro an Katar verkauft)
  • Michel Platini (früherer Chef der UEFA, bekam wegen Bereicherung eine Sperre für vier Jahre)

Nun klingt niemand davon besonders bedürftig oder wenigstens so, als würde er sich mit der Steuerzahlung schwertun. Warum also sollte die Regierung der UEFA Steuererleichterungen anbieten? Weil sie unbedingt und um jeden Preis möchte, dass die Europameisterschaft nach Deutschland kommt? Könnte sie gern wollen, wenn dieser Wunsch nicht gänzlich zulasten der Steuerzahler erfüllt werden sollte. Denn genau diese sind es, die dafür büßen müssen und durch die an anderer Stelle Geld in die Kassen des Staates kommen soll.

Denn eines ist klar: Der Staat wird auf nichts verzichten und schon gar nicht auf seine Einnahmen. Stammen diese nicht aus einer Quelle, wird sich eine andere auftun! Dass diese nicht zugunsten der Steuerzahler ausfallen wird, dürfte jedem klar sein. Damit kommt ein sportliches und steuerliches Großereignis in Deutschland zustande, von dem wir alle etwas haben und an dem wir noch lange zu knabbern haben werden!

Video: EM 2024 in DEUTSCHLAND?!

Sportvereine als Nutznießer

Natürlich ist hier nicht von den kleinen Vereinen die Rede, die in ländlichen Regionen dafür sorgen, dass fußballbegeisterte Kinder nachmittags eine Anlaufstelle haben und sich dort sportlich weiterbilden können. Mit etwas Glück bringt solch ein Verein ein sportliches Ausnahmetalent hervor, welches dann in einen großen Verein wechselt. Irgendwann ist dieser Spieler ganz oben angekommen und spielt für einen Verein, der sich nur als solcher tarnt.

Eigentlich steht ein Wirtschaftsunternehmen dahinter, das ganz genau weiß, was es wie machen muss, um zu noch mehr Geld zu kommen. So sehen auch die großen Vereine die EM in 2024 als Möglichkeit, auf Kosten der Steuerzahlen die Stadien renoviert zu bekommen. Sie profitieren in mehreren Bereichen davon, wenngleich auch der Rest der Wirtschaft etwas davon hat. Natürlich freut sich die Touristikbranche, wenn die EM nach Deutschland kommt.

Nun stellt sich die Frage, ob es dann nicht ein probates Mittel sei, die Steuern für die UEFA zu verringern oder gar gänzlich zu streichen und damit die gesamte Wirtschaft zu fördern? Fraglich ist allerdings, ob hier summendeckend gerechnet wird oder ob der Staat nicht am Ende draufzahlt. Weil er aber das, wie wir alle wissen, ohnehin nicht macht, zahlt der Steuerzahler drauf. Dieser wiederum könnte doch, wenn es der Wirtschaft besser ginge, auch ein paar Steuererleichterungen bekommen! Welch provokante Aussage, denn die Erleichterungen für den Normalbürger bewegen sich gerade einmal im untersten Bereich.

Ein wenig lässt sich das mit der Homöopathie vergleichen, wo sich auch so mancher fragt, ob die geringe Menge tatsächlich etwas bewirken könnte. Wo an einer Stelle etwas nachgelassen wird, hebt der Staat an anderer Stelle etwas an, wobei die Anhebungen die Erleichterungen in der Regel überlagern. Wird die Konjunktur nun also durch die EM 2024 verbessert, wird der Bürger davon nur wenig haben.

Große Nutznießer sind die ohnehin schon florierenden Vereine und die UEFA, die aber generell weiß, wie sie finanziell am besten wegkommt (siehe die drei Beispielnamen). Sicherlich ist dann Kritik durchaus berechtigt und es dürfte verständlich sein, dass viele Menschen derzeit nicht unbedingt mit den Entscheidungen der Regierung einverstanden sind.


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